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University of St. Andrews

Bericht von Jens Klein

In der kleinen Stadt St. Andrews - an der Ostküste Schottlands in der Region Fife gelegen - wurde im Jahre 1410 die erste Universität Landes gegründet. Heute braucht die kleine Universität den Vergleich mit den renommierten Hochschulen Englands nicht zu scheuen und liegt in der Rangliste des Vereinigten Königreichs ganz oben mit dabei. Vor kurzem erfuhr die Universität eine starke internationale Medienpräsenz, da der mögliche Thronfolger Prinz William dort sein Studium der Kunstgeschichte begann. Außerdem ist St. Andrews im Golfsport sehr berühmt, dort wurden die Golfregeln niedergeschrieben und der "Old Course" ist eine Art Mekka für Golfer. Das akademische Jahr 2000/2001 verbrachte ich in dieser Stadt, die ihre Prägung durch Golf und Studenten nicht verleugnen kann. Im folgenden möchte ich ein paar Informationen geben, die hoffentlich eine Hilfe sind für diejenigen, die sich mit dem Gedanken tragen, vielleicht auch einen Teil ihres Studiums dort zu verbringen.

Die Universität und der Fachbereich

Im Gegensatz zur hiesigen Uni handelt es sich in St. Andrews nicht um eine Campus-Universität sondern die Gebäude sind alle über die Stadt verteilt. Außerdem ist die University of St. Andrews mit fast 600 Jahren um ein Vielfaches älter als unsere Alma Mater, so dass einige Fachbereiche in altehrwürdigen Gemäuern beheimatet sind. Dem Physikstudenten erscheint allerdings vieles vertraut, denn die Fachbereiche Physik, Mathematik und Informatik sind in architektonisch nicht gerade eindrucksvollen Betonblöcken auf einer Art Minicampus außerhalb der Stadt angesiedelt. Das Alter der Universität macht sich allerdings noch in einer Vielzahl von Traditionen im studentischen Leben bemerkbar, an denen man teilnehmen kann (aber natürlich nicht muss) - und bei denen Physikstudenten nicht ausgenommen sind.

Außerordentlich gut sind die Computereinrichtungen: über die Stadt sind mehrere Computersäle verteilt, die meisten sind mit recht modernen PCs ausgerüstet; mit einer Magnetkarte erhält man 24 Stunden am Tag Zugang.

Der Fachbereich Physik - "School of Physics and Astronomy" genannt - ist nicht außerordentlich groß und man findet sich leicht zu recht. Im Vorlesungsangebot findet sich einiges, was mit den in Kaiserslautern angebotenen Vertiefungsmöglichkeiten kompatibel ist, wie z.B. Laserphysik oder Quantenoptik. Da die Vorlesungsinhalte nicht in dem Maße an mathematische Formalismen gebunden sind wie im deutschen Lehrsystem, ist es wahrscheinlich empfehlenswert, das Auslandsstudium erst nach dem 6. Semester einzuschieben, wenn die von der Prüfungsordnung geforderten Scheine geschrieben und die wichtigsten Vorlesungen gehört sind. Besonders interessant ist auch die Teilnahme an einem "Project", einer Art abgespeckte Diplomarbeit, bei der man Literaturrecherche und wissenschaftliche Arbeit durchführt sowie zum Abschluss einen Bericht verfasst. Dies könnte man als Generalprobe zur eigentlichen Diplomarbeit ansehen...

Leben in der Stadt

Wer in St. Andrews das pulsierende Nachtleben in Clubs sucht, wird wohl nicht fündig werden. Mit etwa 16.000 Einwohnern ist St. Andrews doch recht überschaubar und Discos gibt es nicht. Allerdings gibt es die "Union", in der an vielen Tagen Veranstaltungen für Studenten (Partys, Theater, Konzerte, etc.) stattfinden und man an den restlichen zumindest eine Bar mit studentenfreundlichen Preisen, sowie Billard und Spielautomaten, vorfindet. In der restlichen Stadt spielt sich das "Nachtleben" in einer Vielzahl von Pubs ab, wo auch regelmäßig Karaoke-Partys und sogenannte Pub-Quizes stattfinden. Wem das nicht reicht muss dann doch in das nahegelegene Dundee oder nach Edinburgh (ca. 1 Std. Fahrt), wofür natürlich ein eigenes Auto sehr hilfreich ist.

Hat man tagsüber Freizeit, kann man die mit einem reichhaltigen Angebot an Sportarten und sogenannten "Societies" (so etwas wie AGs, nur dass ein wirklich umfangreiches Spektrum abgedeckt wird) totschlagen. Bei gutem Wetter bietet sich ein Strandspaziergang oder die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten, z.B. Castle, Cathedral, an. Da St. Andrews recht klein ist, lässt sich fast jeder Ort innerhalb max. 30 Min. zu Fuß erreichen.

Auch klimatisch hat St. Andrews seine Vorzüge. Das Vorurteil, dass es in Schottland fast ständig regnet, ist an sich schon falsch (allerdings ist das Wetter oft Wechselhaft, so dass sogar Graupel innerhalb weniger Stunden von blauem Himmel mit Sonnenschein abgelöst werden kann.), aber in St. Andrews ist das Wetter meistens etwas besser als im Rest von Schottland.

Jenseits der Stadtgrenze

Wenn man für eine gewisse Zeit in ein fremdes Land geht, möchte man natürlich auch etwas davon sehen. Es gibt eine Vielzahl von Schlössern und anderen Sehenswürdigkeiten sowie jede Menge atemberaubende Landschaften. Während man z.B. Edinburgh sehr gut mit Zug oder Bus erreichen kann, ist für viele Sehenswürdigkeiten ein individuelles Fortbewegungsmittel unerlässlich. Ein eigenes Auto hat also imense Vorteile oder man muss sich eben eines mieten. Auf jeden Fall sollte keiner Schottland wieder verlassen, ohne vorher in den Highlands gewesen zu sein.

Wie kommt man an einen Studienplatz?

Da unser Fachbereich keine Partnerschaft mit dem von St. Andrews hat, muss man sich regulär um einen Platz als "Non-graduating student" bewerben. Dazu kontaktiert man am besten die "School of Physics and Astronomy" und bittet um die Zusendung von Bewerbungsunterlagen. Zusätzlich zu den reinen Formalitäten muss man sich dann noch um Gutachten von zwei Professoren bemühen, die für die Bewerbung gefordert werden. Da es keinen Vertrag zwischen den Fachbereichen gibt, kommt man nicht um die Studiengebühren herum und man kümmert sich am besten rechtzeitig um ein Stipendium.

Erhält man die Zusage, kann man sich um eine Unterkunft in einer der "Halls of Residence" bewerben, wenn man sich nicht um eine Privatunterkunft kümmern möchte. Dies sind Studentenwohnheime im klassischen Sinn und nicht wie die Studentenwohnungen in den Wohnheimen Kaiserslauterns. Neben Zimmern in größeren Wohnheimen, die man mit und ohne Verpflegung wählen kann, gibt es auch noch die Möglichkeit von WGs in kleinen Häusern.

Des weiteren verlangt die Universität von ausländischen Studenten vor Semesterbeginn an einem 4-wöchigen Sprachkurs, der auf die Anforderungen im Studium zugeschnitten ist, teilzunehmen, was man allerdings mit einem TOEFL-Test oder etwas Äquivalentem umgehen kann. Ich hatte damals am Sprachkurs teilgenommen und kann nur sagen, dass es eine gute Chance ist, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und viele internationale Kontakte zu knüpfen. Zu dieser Zeit sind die "normalen" Studenten nämlich noch nicht in der Stadt und alle internationalen Teilnehmer des Sprachkurses sind in nur 2 Einrichtungen untergebracht. Außerdem erhält man von den Mitarbeitern des "English Language Teaching" Unterstützung bei der Erledigung von Formalitäten (Anmeldungen, Gesundheitscheck, etc.), die man zum Teil schon erledigen kann, bevor der Andrang durch das Gros der Studenten groß wird. Außerdem erlebt man Schottland solange es noch recht warm ist und man ein T-Shirt tragen kann. Einziger Nachteil sind die Kosten für den Kurs.

Abschließend hoffe ich, dass ich mit diesem Text einige Fragen zur University of St. Andrews beantworten konnte. Ansonsten bin ich natürlich gerne bereit persönlich Auskunft zu erteilen (ed.bew(ta)DAS GEHÖRT HIER NICHT HIN UND SOLLTE ENTFERNT WERDEN UND RÜCKWÄRTS IST DAS ANDERE AUCH NOCHnielK.sneJ).

Zum Abschluss noch ein paar Links:

Hompage der University of St. Andrews: www.st-andrews.ac.uk

Homepage der School of Physics and Astronomy: www.st-and.ac.uk/~www_pa

Meine private Homepage, auf der sich Bilder von St. Andrews und Schottland finden lassen: members.tripod.de/jenskleinonline